Arbeitspausen: Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt

Eine Pausengestaltung über die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderungen hinaus lohnt sich. Entspannende Unterbrechungen fördern nämlich nicht nur die Gesundheit der Mitarbeiter*innen, sondern führen auch zu einer Steigerung von Leistungsvermögen und Kreativität - ein Fakt, der nicht zuletzt für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens von hoher Bedeutung ist. Vor allem im Zuge des demografischen Wandels, bestehenden Fachkräftemangels sowie steigenden psychischen Anforderungen sollten Unternehmen zunehmend Erhalt und Förderung der Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter*innen im Blick haben. Eine optimale Pausengestaltung ist hier eine zentrale Stellschraube. Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) widmet sich dem Thema Arbeitspausen. Die wesentlichen Ergebnisse und Empfehlungen haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Pausen: Gesundheits- und Leistungsförderung

Die Studie der BAuA1) zeigt u. a., welche Bedeutung eine gesundheitsförderliche Pausengestaltung hat. Die Thematik wird dabei in Zusammenhang mit der (psychischen) Gesundheit beleuchtet. Zusammenfassend kommen die Autor*innen dabei zu dem Ergebnis, dass Pausen nicht nur einen hohen Nutzen im Hinblick auf kurze Erholung und Abbau von Ermüdungserscheinungen bei Arbeitnehmer*innen haben. Sie sind zudem leistungsförderlich, da die Arbeit in kurze Abschnitte unterbrochen wird. Dies führt zur Motivation der Beschäftigten und wirkt sich zudem auf die Genauigkeit der Arbeit aus.

Aber: Jede*r vierte Arbeitnehmer*in arbeitet durch

Im Gegensatz dazu steht, dass rund 25 % der Beschäftigten durcharbeiten und sogar die gesetzlich vorgeschriebene Pause nicht einhalten.2) Ein Grund hierfür wird vor allem in einer sich wandelnden Arbeitswelt mit Arbeits- und Rahmenbedingungen wie der Zunahme flexibler Arbeitszeiten, Multitasking, Entgrenzung, modernen Kommunikationsmitteln und ständiger Erreichbarkeit etc. gesehen. Arbeitnehmer*innen müssen dabei zumeist selbst entscheiden und organisieren, wann sie sich erholen. Hoher Zeitdruck und Anliegen von außen, die ernster genommen werden als das eigene Wohlbefinden, sind häufige Ursachen für einen Pausenausfall. Pausenverzicht - so das Resumé - geht mit Gesundheits- und Befindlichkeitsbeeinträchtigungen einher und schadet somit nicht nur dem/der Arbeitnehmer*in selbst, sondern auch dem Unternehmen.


Empfehlungen für Unternehmen

Frühe Pausen einräumen

Das Arbeitszeitgesetz schreibt in §4 erst bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden 30 Minuten, bei einer Arbeitszeit von neun und mehr Stunden 45 Minuten Pausenzeit vor. Die Arbeitsunterbrechungen können auch in andere Zeitabschnitte aufgeteilt werden, müssen dann jedoch mindestens 15 Minuten betragen.

Kurze Pausen, v. a. frühe kurze Pausen – beispielsweise schon nach ein oder zwei Stunden und nicht erst ab sechs Stunden – haben deutlich positive Effekte 3): Nicht nur das psychische und körperliche Befinden der Beschäftigten werden um 12 % bzw. 16 % verbessert, auch deren Arbeits-(12 %)/Lern-(18 %) und Problemlösungsleistung (18 %).

Bezahlte Kurzpausen führen bei durchschnittlich 10 % Arbeitszeitreduktion zu einem Leistungsmehrwert von 5 bis 9 % und einem Befindensmehrwert von 12 bis 16 %.

Pausenorganisation ans Unternehmen anpassen

Selbstverständlich müssen bei der Pausenorganisation eines Unternehmens Faktoren wie Branche, Betriebsgröße und Arbeitsorganisation (z. B. Schichtarbeit, Bildschirmarbeitsplätze, Homeoffice etc.) Berücksichtigung finden. Expert*innen konnten jedoch zeigen, dass eine Pausengestaltung, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgeht, u. a. zu einer effektiveren Arbeitserledigung führt und somit durchaus unabhängig von Branche und Größe eines Unternehmens einen nicht unerheblichen Mehrwert hat.

Pausen bewusst gestalten

In den Pausen, die während eines Arbeitstages eingeplant werden, sollten Beschäftigte ganz bewusst auf die Pausengestaltung achten, oder anders ausgedrückt, was sie in der Pause machen. So sollten sich Arbeitnehmer*innen, die schwer körperlich arbeiten, entspannen und erholen, während Beschäftigte mit überwiegend geistigen und sitzenden Tätigkeiten besser eine Bewegungspause einlegen.

Führungskräfte haben Vorbildfunktion

Nicht zuletzt ist Pausenregelung auch „Chefsache“. Führungskräfte sollten daher als Vorbild fungieren. Auch Führungskräfte brauchen Pausen. Und sie sollten Mitarbeiter*innen, die pausenlos durcharbeiten, zu einer Erholungs-Unterbrechung auffordern. Auch im Team können sich Kolleg*innen gegenseitig motivieren, die Arbeit kurz zu unterbrechen.


Literaturhinweise